
Ausbildung"Wenn jemand seinen Beruf liebt, ist es wie tanzen."
Geboren und aufgewachsen ist Atar in Ulaanbaatar, Millionenmetropole und Hauptstadt der Mongolei. Sie kam 2017 nach Deutschland. Zuvor lebte sie einige Jahre in Schweden und lernte dort auch ihren ebenfalls aus der Mongolei stammenden Ehemann kennen.
Nach verschiedenen Jobs in der Gastronomie hat sich Atar zunächst der Familie gewidmet, bevor sie bei Bäckerei Blanke halbtags als Servicekraft begann. So konnte sie sich auch um ihre Familie kümmern. "Ich liebe kochen und backen", schwärmt Atar. Und Bäcker und Konditormeister Rolf Richert konnte die Unterstützung gut gebrauchen.
Eine Ausbildung in Teilzeit öffnet neue Perspektiven
Seit Februar dieses Jahres setzt Atar ihren langgehegten Traum um und macht eine Teilzeitausbildung zur Konditorin in der Bäckerei Blanke in Schmallenberg. Die Ausbildung in Teilzeit ermöglicht es ihr dabei, ihre beruflichen Chancen mit der Verantwortung für die Familie zu vereinen. Ihr Ehemann ist dabei ein starker Rückhalt der 40-Jährigen.
"Ich wollte immer zu Blanke gehen", erinnert sich die angehende Konditorin an den Anfang ihres Abenteuers in der Bäckerei. Inhaber Rolf Richert wurde schnell klar, dass Atar das Zeug für mehr hat: "Man zeigt ihr einmal, wie es funktioniert und dann klappt es auch", erzählt Richert über Atars Fähigkeit, Dinge schnell umzusetzen und eigene Ideen zu entwickeln. Dabei schwärmt er von ihrem sonnigen Wesen, das frühmorgens schon für gute Laune sorgt.
"Azubis stellen häufig keine Fragen mehr. Atar ist hier ganz anders." Sie zeige Einsatz und brenne einfach für den Beruf. Die Möglichkeit der Teilzeitausbildung kam allen daher mehr als entgegen.
Obwohl Atar in der Berufsschule aufgrund des Altersunterschieds zunächst als Lehrerin angesprochen wurde, hat sie sich schnell an die neue Situation als Azubi gewöhnt und zu allen guten Kontakt. Zweimal in der Woche geht sie zusätzlich zur Nachhilfe und nutzt ausbildungsbegleitende Unterstützung.
Deutsch lernen in acht Wochen - Ein Intensiv-Kurs als Start in den Beruf!
Ihr Start in Deutschland war nicht einfach, aber Atar ließ sich davon nicht unterkriegen. "Zunächst musste ich hören lernen, um sprechen zu können", so ihre erste Begegnung mit der deutschen Sprache. Mit viel Verständnis und Unterstützung durch Rolf Richert hat sie schnell Fortschritte gemacht und den B1-Sprachkurs (selbstständige Verwendung der deutschen Sprache) erfolgreich absolviert. Die Kölner Wirtschaftsfachschule hat ein Schulungszentrum in Schmallenberg und Atar besuchte dort einen achtwöchigen Deutsch-Intensiv-Kurs.
"Sofort fragen, wenn ich etwas nicht verstanden habe – wenn es sein muss auch zwei- oder dreimal", sagt sie über ihren Ansatz, deutsch zu lernen. "Herr Richert unterstützt mich immer gut«, betont Atar.
Handwerk als Chancengeber
Wertvolle Unterstützung erhalten Atar als auch der Betrieb selbst von Udo Linnenbrink, dem Willkommenslotsen der Handwerkskammer Südwestfalen – aufenthaltsrechtliche Fragen wurden mit der Ausländerbehörde geklärt, Fördermöglichkeiten mit der Agentur für Arbeit abgestimmt. So konnten bürokratische Hürden gemeinsam gemeistert werden und Atar kann sich nun voll und ganz auf ihre Ausbildung konzentrieren. Atars Mut und Entschlossenheit beeindrucken nicht nur ihre Ausbilder, Mitschüler und Kollegen, auch Linnenbrink ist begeistert: "Ein solches Engagement ist nicht selbstverständlich. Hier kommen Leidenschaft fürs Handwerk und die Verantwortung des Betriebes optimal zusammen. So kann Integration und Fachkräftegewinnung funktionieren."
Glück zum Anfassen - Jeden Tag
Und wie geht es Atar selbst? "Ich bin ein glücklicher Mensch", fasst sie bescheiden zusammen. Längst sei sie in Schmallenberg angekommen, hat hier ihr Zuhause gefunden. Die Kinder wachsen behütet auf. Wenn sie einmal zwei oder drei Tage weg sei, möchte sie schnell wieder zurück nach Schmallenberg.
Atars Reise war nicht immer einfach, aber sie bereut keinen Augenblick. Sie hat jetzt eine Aufenthaltserlaubnis und die Einbürgerung beantragt. Die Anmeldung zur Fahrschule läuft und ihr ältestes Kind ist eingeschult worden. Sie ist angekommen und hat ihre Berufung gefunden, die sie mit Leidenschaft und Begeisterung ausfüllt. Ihr Geheimnis erklärt sie mit einem Lächeln und leuchtenden Augen: "Wenn jemand seinen Beruf liebt, dann ist es wie tanzen."
Die Integration geflüchteter Menschen ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Udo Linnenbrink, Willkommenslotse der Handwerkskammer Südwestfalen, berät und gibt Hilfestellung. Mehr Informationen finden Sie hier.