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InterviewFürsprecherin des Handwerks in Politik und Institutionen

Mobilität, Bürokratie und Steuerlasten – das sind nur einige der drängenden Themen für das Handwerk. Es gilt, diese Herausforderungen gezielt anzugehen und die Interessen der Unternehmen sichtbar zu machen – nur so lassen sich langfristig stabile Rahmenbedingungen schaffen. Uta Neumeister, seit mehr als 40 Jahren bei der Handwerkskammer (HwK) Südwestfalen tätig, setzt sich intensiv für die Betriebe in der Region ein. Im Interview spricht sie über ihre Aufgaben in der neu bei der HwK eingerichteten Stelle für Standortpolitik, die Anliegen der Handwerksbetriebe und wie sie diese gegenüber Politik und Verwaltung vertritt.

Frau Neumeister, Sie haben seit 1. August die neu eingerichtete Stelle "Standortpolitik" inne. Was genau verbirgt sich hinter dieser Aufgabe?

Neumeister: Die meisten Themen, mit denen ich mich beschäftige – wie zum Beispiel die ausufernde Bürokratie, den mangelnden Breitbandausbau oder die desolate Infrastruktur – sind alles andere als neu. Und die Interessenvertretung des Handwerks war schon immer unsere zentrale Aufgabe. Sie wird natürlich auch wie bisher weiter durch unsere Geschäftsführung, unser Ehrenamt und unsere Fachabteilungen erfolgen. Mit der Schaffung der Stelle Standortpolitik wollen wir dies verstärken und zu einer zentralen Anlaufstelle bündeln. Mein Ziel: die Interessen unserer Betriebe in Südwestfalen zu erkennen, zu verstehen und gegenüber der Politik und den unterschiedlichen Institutionen zu vertreten. Politik und Gesellschaft sollen das Handwerk mit seinem Können und seinen Bedürfnissen sehen und es passend fördern.

Können Sie uns ein Beispiel geben, wie Sie diese Interessen vertreten?

Neumeister: Nehmen wir nur einmal das Thema Mobilität. Für unsere Betriebe ist es entscheidend, dass Material problemlos transportiert werden kann, Mitarbeiter den Betrieb angemessen erreichen und auch der Weg zum Kunden reibungslos funktioniert. Nicht zuletzt angesichts der Sperrung und dem jetzigen Neubau der Rahmedetalbrücke in Lüdenscheid sehen wir, wie wichtig diese Punkte sind. Die Betriebe kämpfen dort im wahrsten Sinne des Wortes mit Unwegbarkeiten. Die Konsequenzen: steigende Betriebskosten, mehr Zeitaufwand und letztendlich Umsatzverluste und ein Attraktivitätsverlust als Arbeitgeber – um nur einige Punkte zu nennen. Auch der ÖPNV spielt eine Rolle. In ländlichen Regionen wie Südwestfalen ist eine gute Anbindung wichtig – doch die ist in großen Teilen leider einfach nicht gegeben. Ich setze mich dafür ein, dass die Politik diese Themen angeht. Ich informiere mich, steige in den Dialog ein, führe dafür auch Gespräche mit den Kommunen und Landesvertretern, mache die Anliegen der Handwerker deutlich und versuche, bei der Suche nach einer angemessenen Lösung zu helfen.

Inwieweit gehen Sie dabei auch direkt auf die Betriebe zu?

Neumeister: Das muss ein zentraler Teil meiner Arbeit sein. Ich werde den Kontakt mit den Betrieben im Kammerbezirk suchen. Mir geht es darum, die zentralen Herausforderungen der Unternehmer zu verstehen. Deswegen möchte ich die Handwerksbetriebe auch besuchen, spreche mit den Inhabern und höre hin, vor welchen Herausforderungen sie stehen. Ob es um Bürokratieabbau, Steuer- und Abgabenlast oder eben um marode Straßen geht – ich will Lösungen finden, die unsere Betriebe entlasten. Wenn es bei Ämtern hakt, suchen wir unbürokratische Wege, um ihnen den Alltag zu erleichtern.

Welche Rolle spielt die politische Vertretung des Handwerks in Ihrer Arbeit?

Neumeister: Eine sehr große. Es ist wichtig, dass die Bedeutung des Handwerks auf politischer Ebene klar gemacht wird. Da kann es sein, dass wir mit Rats- oder Kreistagsbeschlüssen das Handwerk belastet sehen und uns melden. Wir müssen aber auch die weitere Politik in NRW im Blick behalten – beispielsweise um Fördermittel für die Region zu fordern. Wir schauen auch auf bundesrechtliche Regeln. So haben wir aktuell kritisch Stellung zur geplanten Änderung der Gefahrstoffverordnung genommen. Auch bei Themen wie dem ÖPNV, der regionalen Entwicklungsstrategie für Südwestfalen, den Energiekosten oder auch den Kommunalwahlen im kommenden Jahr werden wir als Handwerkskammer die Interessen der Betriebe weiter deutlich positionieren.

Sie sind bereits seit mehr als 40 Jahren in der HWK Südwestfalen tätig und bringen viel Erfahrung mit. Welche Stationen haben Sie bisher durchlaufen?

Neumeister: Ich habe viele Jahre den Beitrag, die Handwerksrolle und später dann die Personalabteilung geleitet. In dieser Zeit habe ich einen tiefen Einblick in die Struktur des Handwerks und die spezifischen Bedürfnisse der Betriebe gewonnen. Mit diesem Wissen und meiner Erfahrung bin ich gut gerüstet, um die Interessen unserer Betriebe in der Region effektiv zu vertreten und Lösungen zu finden, die ihnen wirklich weiterhelfen.

Frau Neumeister, vielen Dank für das Gespräch.