
Ausbildungspreis 2023Exot unter den Berufen kommt pink daher
Ausbildungsmarketing hat viele Facetten, schließlich soll sich die Marke einprägen und für neue Mitarbeiter sorgen. Hier setzt Reifen Pinke auf drei Säulen: Ein pfiffiges Erscheinungsbild, Social Media und intensive Betreuung und Unterstützung der Azubis. "Wir geben jedem eine Chance", unterstreicht Firmenchef Jörg Pinke.
Dieses Credo überzeugte auch die Jury bei der Auswahl der nominierten Betriebe für den diesjährigen Ausbildungspreis des südwestfälischen Handwerks, den die Handwerkskammer Südwestfalen in Kooperation mit den Kreishandwerkerschaften auslobt: Sie nominierte das Briloner Unternehmen in der Kategorie "Soziale Verantwortung und gesellschaftliches Engagement".
Vierte Generation am Start
Was 1952 als Garagengeschäft begann, ist in über 70 Jahren zu einem Reifen- und Autoservicefachbetrieb mit Standorten in Brilon, Olsberg und Lennestadt gewachsen. 40 Mitarbeiter und sieben Auszubildende zählen zum Team, das von Brigitte und Jörg Pinke sowie Tochter Juliane in der vierten Generation geführt wird.
Neben der Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker und zur Bürofachkraft ist der Mechaniker für Reifen- und Vulkanisationstechnik der Exot. "Dabei ist es ein spannender und abwechslungsreicher Beruf, der leider unter Wert verkauft wird", sagt Brigitte Pinke. Und ihr Mann, selbst Vulkaniseurmeister, räumt auf mit der Vorstellung, dass der Wechsel von Winter- und Sommerreifen zum Kern der Arbeiten gehöre.
Nachhaltig: Reparieren statt ersetzen
Wer bei Pinke mit ins Rad greift, der repariert die Reifen. Die fachgerechte Reparatur von PKW Reifen als Alternative zur Entsorgung macht einen Großteil des Dienstleistungsumsatzes aus. Hinzu kommt die Runderneuerung und Reparatur von LKW-Reifen. "Sie bekommen ein zweites und drittes Leben, CO2-schonender geht es nicht." Deshalb sei man auf Fachkräfte angewiesen. Allerdings sind die Voraussetzungen nicht einfach: Berufsschule in der Landesfachklasse in Köln, überbetriebliche Ausbildung in Gelsenkirchen.
Dafür, dass auch diese Hürden genommen werden, sorgt Brigitte Pinke in der Schaltzentrale: Sie ist die "Mutter des Unternehmens". Die Firma Pinke ist ein Familienbetrieb durch und durch, "das ist unsere Stärke". Und das spürt man.
Jeder bekommt eine Chance
In die Praxis umgesetzt, heißt dies, dass die Auszubildenden eng betreut und gefördert werden. "Wir übernehmen viele Dinge, die das Elternhaus nicht zu leisten vermag", erklärt Jörg Pinke. Pünktlichkeit und Verlässlichkeit müssten oftmals erst gelernt werden. Gibt es Förderbedarf, kümmert sich das Unternehmen um Nachhilfe. Dabei arbeiten Pinkes eng mit dem Kolpingwerk zusammen. Jeder soll eine Chance bekommen, oftmals mit sehr enger Anleitung. Wichtig ist Juliane Pinke, dass die Azubis die Möglichkeit haben, den Betrieb und die Abläufe "ganzheitlich zu verstehen".
Fördern ist die eine Seite, herausfordern die andere: Finanzielle Unterstützung bei der Meisterschule oder bei einem berufsbegleitenden Studium gehören dazu. Schließlich sollen die "Eigengewächse" an den Betrieb gebunden werden.
Farbenspiel mit dem Namen
Neben dem sozialen Engagement ist es die Kreativität in der Mitarbeiterwerbung, die den Handwerksbetrieb auszeichnet: Die gesamte Personalakquise läuft über Social Media und eine moderne Homepage. Dies trägt die Handschrift von Tochter Juliane. Reifen Pinke kommt seit drei Jahren im pinken Outfit daher. "Wir wollen auffallen und jünger wirken." Deshalb das Farbenspiel mit dem Namen. Gemeinsam mit einer Agentur ist so ein frisches Corporate Design mit jugendlicher Bildsprache und flotten Texten entstanden.
Für diese Initiativen gab es jetzt die Nominierungsurkunde für den Ausbildungspreis 2023: Der stellvertretene Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Südwestfalen, Fabian Bräutigam, und Rüdiger Schnüttgen, Referent für berufliche Bildung, übergaben diese im Beisein von Sponsorenvertreter Christian Beule, Regionalleiter der Volksbank Brilon.
Die Nominierung prämiert die IKK classic mit einem Preisgeld von 500 Euro. Ob daraus 2.000 Euro für den Sieg in der Kategorie „Soziale Verantwortung und gesellschaftliches Engagement“ werden, gestiftet von den Volksbanken Südwestfalen, entscheidet die zweite Jurysitzung. Das Geheimnis wird am 20. Oktober bei der feierlichen Preisverleihung gelüftet.