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Boris Golz

Der Oberflächen-Sommelier"Es hat mich immer zum Handwerk gezogen"

Jan Hachmann ist ein Mann, der die Berufung zum Handwerk in sich trägt. Mit 39 Jahren, verheiratet und Vater einer Tochter, hat er schon eine beeindruckende Reise hinter sich. Ursprünglich als Groß- und Außenhandelskaufmann in Dortmund tätig, spürte er immer den Drang, ins Handwerk zurückzukehren und in den Familienbetrieb in Arnsberg-Oeventrop einzusteigen. "Es hat mich immer zum Handwerk gezogen und die Heimat hat gerufen", sagt Malermeister Hachmann.

Seine Entscheidung fiel auf eine Ausbildung im elterlichen Malerbetrieb, die er in verkürzter Lehrzeit absolvierte – "mit der Brechstange durch", wie er die Zeit selbst beschreibt. 2014 schloss er seine Meisterprüfung im Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer, dem bbz Arnsberg, ebenfalls in verkürzter Zeit ab und übernahm 2017 den Betrieb, den er jetzt in vierter Generation führt.



Familienbetrieb und moderne Führung

Der Familienbetrieb wurde 1922 gegründet und feierte vor zwei Jahren sein 100-jähriges Jubiläum. Jan Hachmann ist der erste in der Familie, der die Freiheit hatte, sich bewusst für die Übernahme zu entscheiden. Der Betrieb beschäftigt heute elf Mitarbeiter, darunter drei Meister, einen Vorarbeiter, vier Gesellen, einen Azubi und zwei Büromitarbeiterinnen.

Hachmanns Vater Klaus arbeitet weiter im Betrieb mit. "Es hat gedauert, bis die Akzeptanz für den großen Wandel da war, bisher erkannt hat, dass sein Baby in guten Händen ist", erklärt der Malermeister. Die Erfahrung aus seiner Zeit als Groß- und Außenhandelskaufmann setzt er gezielt im Betrieb ein. Er optimierte das Büro zur Kommandozentrale, von der er dank digitaler Steuerung den Betrieb effizient managen kann.

Der Übergang ins digitale Zeitalter war für Hachmann von zentraler Bedeutung. So entwickelte er eine eigene App, die Hachmann-App, die die Prozessoptimierung, Liveauswertung von Aufträgen, Materialverbrauchserfassung, Arbeitszeiten und Kostenentwicklung ermöglicht. Diese Maßnahmen reduzierten seine Arbeitszeit von 60 bis 70 Stunden auf nunmehr 40 bis 50 Stunden pro Woche. Die Samstagsarbeit konnte so ohne Probleme abgeschafft werden.



Verantwortung und Selbstständigkeit

Die Selbstständigkeit bietet ihm Freiheiten, bringt aber auch Opfer mit sich. "Ich entscheide, was ich tue und für wen ich es tue, ohne jemanden Rechenschaft ablegen zu müssen", betont Hachmann. Er schätzt die Möglichkeit, sich mittags Zeit für seine Familie zu nehmen, weiß aber auch, dass er immer für Mitarbeiter und Kunden präsent sein muss.

Der Malermeister engagiert sich auch ehrenamtlich im Meisterprüfungsausschuss und nimmt Prüfungen im Jugendgefängnis in Iserlohn ab. Seine Freizeit verbringt er gerne mit seiner Familie, beim Wandern, Bergsteigen oder Klettern. "Je weniger ich dabeihabe, desto mehr kann ich die Arbeit ausblenden und komme schneller in den Urlaub", erklärt er und beschreibt so seine Vorliebe für das einfache Leben mit Zelt und Campingkocher.

Für Jungmeister hat Hachmann ein paar klare Ratschläge: "Digitalisiert euch so schnell wie möglich und das heißt nicht Excel und Word zu bedienen, sondern auch mal eine große Maschine nicht zu kaufen und dafür in Hardware und Software zu investieren." Er ermutigt jeden, sich von veralteten Denkweisen zu lösen und Konflikte mit vorherigen Konflikten nicht zu scheuen: "Findet euren Weg!" Zudem empfiehlt Hachmann die Mitgliedschaft in Unternehmernetzwerken, die seiner Erfahrung nach eine riesige Abkürzung zum Erfolg darstellen. Selbst ist er Mitglied im Unternehmernetzwerk BNI – Business Network International – für den Raum Arnsberg, dem weltweit größtem Unternehmernetzwerk für Geschäftsempfehlungen.

"Wir sind wahrscheinlich die letzte Branche, die durch Künstliche Intelligenz ersetzt werden kann. Handwerk hat goldenen Boden. Ich bin mir sicher, die großen goldenen Zeiten fangen jetzt an", schaut Malermeister Hachmann in die Zukunft. Der Stellenwert vom Handwerk werde mit steigenden Ansprüchen und sinkender Zahl an Fachkräften immer bewusster.