Frühjahrs-Konjunktur 2022 im südwestfälischen Handwerk
Nicolas Herrbach

Herbst-KonjunkturumfrageDas Handwerk in Südwestfalen rutscht in die Rezession

Die konjunkturelle Lage des südwestfälischen Handwerks zeigt sich zum Herbst 2024 zunehmend pessimistisch. Die Stimmung in der Wirtschaftsregion ist von Stagnation und negativen Erwartungen geprägt, wie der aktuelle Konjunkturbericht der Handwerkskammer (HwK) Südwestfalen verdeutlicht. Sowohl die Einschätzungen der vergangenen sechs Monate als auch die Erwartungen für die kommenden sechs Monate sind bei den mehr als 700 an der Konjunkturumfrage teilnehmenden Betriebe rückläufig.

"Südwestfalen rutscht in die Rezession", fasst der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HwK) Südwestfalen Hendrik Schmitt die Zahlen des aktuellen Konjunkturberichts zusammen. Der Geschäftsklimaindex, der die aktuelle Lagebewertung und die Erwartungen der Unternehmen als konjunktureller Leitindikator zusammenfasst, ist in der Rezession angekommen. "Diese Entwicklung zeigt sehr deutlich, dass die Leistungsfähigkeit des südwestfälischen Handwerks, ähnlich wie die deutsche Gesamtwirtschaft, zurückgeht."



Gewerke unter Druck: Besonders Bau- und Ausbaugewerbe betroffen

Obwohl einige Gewerke stabil bleiben, dominieren die negativen Erwartungen. Besonders das Bau- und Ausbaugewerbe leidet weiterhin unter den hohen Baukosten. Hinzu kommen Finanzierungsschwierigkeiten. Ein großer Teil der befragten Betriebe aus dem Bau- und Ausbaugewerbe erwartet in den kommenden sechs Monaten daher eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage – 43 Prozent im Bauhaupt- und 32 Prozent im Ausbaugewerbe. Nur zehn Prozent rechnen mit einer Verbesserung. Besonders problematisch sind, so Schmitt, die hohen Bauzinsen, die zu einer deutlichen Zurückhaltung bei Neubau- und Sanierungsprojekten führen.



Hohe Energiekosten und eine ängstliche Wirtschaftspolitik verhindern den konjunkturellen Aufschwung

"Für viele Betriebe in Südwestfalen sind die hohen Energiekosten kaum noch tragbar. Trotz des seit Jahren bestehenden Fachkräftemangels planen die Handwerksbetriebe erstmals weniger Menschen einzustellen, als die Betriebe verlassen. Personalabbau in einer Situation, die seit Jahren davon geprägt ist, dass nicht genügend Arbeitskräfte nachkommen, ist schlicht und ergreifend eine Katastrophe. Die Uhr hat fünf nach zwölf Uhr geschlagen. Jetzt braucht es endlich entschiedene und weitreichendere politische Reformen. In dieser Situation verwundert es nicht, dass die Investitionsbereitschaft der südwestfälischen Handwerksbetriebe ein neues Tief erreicht hat", so der HwK-Hauptgeschäftsführer. Trauriger Rekord: Der Investitionsklimaindex hat mit 82,6 Prozent den niedrigsten Wert seit 14 Jahren erreicht. Hohe Abgaben, steigende Energiepreise sowie der zunehmende Bürokratieaufwand bremsen die Investitionsbereitschaft der Handwerksbetriebe erheblich. "Deutschland verliert an Attraktivität als Investitionsstandort", warnt Schmitt. "Dies spiegelt sich entsprechend auch in den Zahlen der Betriebe in Südwestfalen wider." Das Handwerk für den gewerblichen Bedarf, das hauptsächlich als Zulieferer für die Industrie tätig ist, spürt die angespannte gesamtwirtschaftliche Lage am stärksten und verzeichnet die schlechteste Geschäftslagebewertung aller Handwerksgruppen.



Mehr Mut zu Veränderungen

Der Rückgang des Geschäftsklimaindex um neun Punkte auf 100 Zähler unterstreicht den Trend: Während 44 Prozent der mehr als 700 an der Konjunkturumfrage teilnehmenden Handwerksbetriebe ihre aktuelle Lage als gut und 40 Prozent als befriedigend einschätzen, berichten 16 Prozent von einer schlechten Geschäftslage. Die Bundesregierung hat Wachstumsinitiativen angekündigt, doch bis Ende August wurden von den 49 Einzelmaßnahmen lediglich fünf beschlossen, das ist viel zu wenig und erschütternd langsam, so Schmitt. Die Planungs- und Genehmigungsverfahren müssen dringend beschleunigt werden, um der Wirtschaft wieder Impulse zu verleihen.



Lichtblicke und düstere Aussichten

Einige Lichtblicke gibt es dennoch: Das Kfz-Gewerbe zeigt sich stabil, ebenso wie das Gesundheitsgewerbe, das trotz der wirtschaftlichen Gesamtlage positive Umsätze und eine solide Auftragslage meldet. Dennoch bleibt das Gesamtbild düster: Viele Betriebe erwarten im kommenden Halbjahr keine Besserung.

Das südwestfälische Handwerk kämpft weiterhin mit strukturellen Problemen der deutschen Wirtschaft. Fachkräftemangel, hohe Energiekosten und eine schwächelnde Konjunktur setzen den Betrieben deutlich zu. "Ohne schnelle politische und wirtschaftliche Impulse drohen weitere Rückschläge für das Handwerk in Südwestfalen", fasst HwK-Hauptgeschäftsführer Hendrik Schmitt die Situation zusammen.

Den Konjunkturbericht zum Download gibt es  hier.