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HwK Südwestfalen

"Ärmel hochkrempeln und zum Horizont blicken"

Die erste Sitzung der Vollversammlung der Handwerkskammer Südwestfalen im Jahr 2020 stand ganz unter dem Zeichen der CoViD19-Pandemie. Die Folgen der Pandemie für das Handwerk bildeten denThemenschwerpunkt.

 

Kammerpräsident Jochen Renfordt stellte gleich zu Beginn der Sitzung fest: "Die CoViD19-Pandemie hat uns deutlich klargemacht, wie leicht verwundbar unsere Wirtschaft und Gesellschaft sind.“ Dabei sei die Ausprägung der Folgen von Betrieb zu Betrieb, von Gewerk zu Gewerk ausgesprochen unterschiedlich. "Während einige Unternehmen bisher kaum negative Folgen zu bewältigen haben, mussten andere über viele Wochen lang den Betrieb einstellen oder gar um ihre Existenz fürchten.“

 

"Ärmel hochkrempeln und zum Horizont blicken"

Wie man mit einer Krise umgehen könne, hob Renfordt in seinen Ausführungen hervor. "Man kann jammern und in den Abgrund schauen oder man kann die Ärmel hochkrempeln und zum Horizont blicken. Beides hat seine Berechtigung", dem Handwerk entspreche jedoch eher das Anpacken von Problemen. Die allerdings sieht Präsident Renfordt noch längst nicht als ausgeräumt an. Auch wenn viele in Politik und Wissenschaft einen schnellen Wiederaufstieg prophezeiten, gehe er von einer etwas längeren Talsohle aus.

Lob spendete Präsident Renfordt der Politik, die schnell Hilfen für die Wirtschaft auf den Weg gebracht hatte, besonders die Soforthilfen und die Ausweitung des Kurzarbeitergeldes zur Beschäftigungssicherung. Auch die Umsetzung – vor allem durch die Bezirksregierung Arnsberg und auch durch die Arbeitsverwaltung – sei vorbildlich gewesen und habe vielen Unternehmen die Existenz gesichert. Als ebenso wichtig stufte er das deutlich ausgeweitete Beratungsangebot auf Seiten der Handwerkskammer und der Kreishandwerkerschaften ein.

Mit Blick auf die neuesten Zahlen vom Ausbildungsmarkt, appellierte Renfordt an die Handwerksvertreter im Saal, junge Menschen verstärkt für das Handwerk zu begeistern: "Wir dürfen jedoch selbst auch nicht in unseren Bemühungen nachlassen, jungen Menschen eine Berufsperspektive im Handwerk zu geben."



Beratungsangebote sehr gefragt

Doch nicht nur die Handwerksbetriebe hatten mannigfaltige Probleme zu meistern. Auch die Handwerkskammer Südwestfalen und das bbz Arnsberg standen und stehen vor großen Herausforderungen. Das machten Hauptgeschäftsführer Meinolf Niemand und sein Stellvertreter, bbz-Leiter Christoph Dolle, in ihren Berichten deutlich. Während einige Bereiche wie der Schulbetrieb völlig zum Erliegen kamen, stieg zeitgleich für den Beratungsbereich das Arbeitspensum immens an und mancher Ablauf in der Kammerarbeit änderte sich grundlegend.

Ein Teil der Kammermitarbeiter konnte zuhause mobil weiterarbeiten, andere mussten erleben, dass erstmals in der 120-jährigen Geschichte der Kammer Kurzarbeit gemacht wurde. Ausdrücklich lobte Hauptgeschäftsführer Meinolf Niemand das Engagement der ganzen Belegschaft und das große Verständnis für die notwendigen Maßnahmen. Insgesamt habe man mit den neu geschaffenen Möglichkeiten des mobilen Arbeitens gute Erfahrungen gemacht – "das Thema hat sich absolut bewährt" – und sei in Gesprächen mit dem Personalrat hierfür dauerhafte Perspektiven zu schaffen.

 

Lehrgänge und Prüfungen laufen wieder

Ins Zentrum seines Beitrags zur Bildungsarbeit im bbz stellte Christoph Dolle die Herausforderungen, so weit als möglich die Konsequenzen aus dem Shutdown durch alternative und neue Kommunikationsformen zumindest teilweise zu kompensieren. Anschließend sei es darum gegangen, einen Lehrgangsbetrieb zumindest in Teilen wieder zu ermöglichen. Das habe einen enormen Aufwand erfordert, denn auf das Einhalten von Abstandsregeln seien Werkstätten nun einmal nicht ausgelegt. Dennoch sei es gelungen, mit zunächst 250 Teilnehmenden das bbz wieder anzufahren und vor allem den unterbrochenen Prüfungsbetrieb wiederaufzunehmen. Jetzt gehe es darum, die im Herbst startenden Angebote sowie die überbetriebliche Unterweisung im gewohnten Umfang durchführen zu können. Wenn das gelinge, komme das bbz Arnsberg wirtschaftlich mit einem blauen Auge davon.