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Handwerkskammer Südwestfalen

IntegrationEin Familienunternehmen mit globaler Ausrichtung

Seit mehr als drei Jahrzehnten ist der Dachdecker-Fachbetrieb Jedamzik nun schon Teil der Handwerkslandschaft von Olsberg. Gegründet im Jahr 1988 von Dachdeckermeister Dirk Jedamzik, hat sich das Unternehmen im Laufe der Zeit zu einem führenden Schieferexperten in Deutschland entwickelt. Die Arbeiten finden sich unter anderem am Rathaus von Köln (Spanischer Bau), an der St. Pankratius Kirche in Emsdetten sowie im Andreas Quartier (Altes Amtsgericht) in Düsseldorf. Daniel Jedamzik, der den Betrieb im Februar 2023 von seinem Vater übernommen hat, führt heute das Familienunternehmen mit insgesamt 15 Mitarbeitern. Neben dem Gründer und dem Betriebsinhaber gehören dazu drei Auszubildende, sechs Gesellen, ein Lagerist, ein Techniker und zwei Bürokräfte.

 

Internationale Integration im Handwerk

Besonders hervorzuheben sind zwei der Auszubildenden: Shohin Bobojonov und Bahrillo Subhonqulov. Zwei junge Männer aus Tadschikistan, die sich ihren Traum von einer Handwerksausbildung in Deutschland erfüllen.

Aber der Reihe nach: "Früher habe ich jedes Jahr 20 bis 25 Bewerbungen erhalten", erinnert sich Dirk Jedamzik, der selbst 23 junge Dachdecker ausgebildet hat. Das sei heute keineswegs mehr so. Stellenanzeigen, Mundpropaganda und regelmäßige Messebesuche zeigen keine Wirkung mehr. Bis zur Ausbildungsmesse 2019 in Brilon. Auch wenn die Enttäuschung zunächst groß war, auch hier wieder keinen Auszubildenden gefunden zu haben, traf kurz nach der Messe unerwartet eine Bewerbung aus Tadschikistan ein.

"Ich habe im Internet gelesen, dass der Dachdeckerbetrieb Jedamzik einen Auszubildenden sucht", berichtet Shohin Bobojonov, der zu der Zeit noch Student der Germanistik und Religionswissenschaften in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe war. "Mein Traum war es immer einmal eine Ausbildung im Handwerk in Deutschland zu machen. Deutsch zu sprechen ist hierfür wichtig", so der junge Auszubildende. Warum gerade das Sauerland? "Mein Bruder arbeitet als Elektroingenieur in Brilon." Das Sauerland sei ihm daher – wenigstens aus Erzählungen – nicht fremd gewesen. Nachdem die Kontaktaufnahme über die in der Onlinebewerbung angegebenen Telefonnummer nicht zustande kommen konnte, klappte es zunächst über den Mail- und später dann über einen regen WhatsApp-Kontakt. Obwohl sie sich nie persönlich gegenüberstanden, entwickelte sich auf diese Weise eine besondere Verbindung. Daniel Jedamzik merkte schnell: "Er meint es ernst. Er könnte zu uns passen!"

 

Unterstützung durch die Handwerkskammer

Der Juniorchef setzte sich daraufhin mit der Handwerkskammer Südwestfalen in Kontakt, um zu erfahren, was denn bei einer möglichen Einstellung auf den Betrieb zukommen würde. "Was erwartet mich als Unternehmer und vor allem, welche Kosten kommen auf mich zu?", so seine ersten Fragen an die Fachkräfteexperten. "Ohne die sehr gute Unterstützung durch die Handwerkskammer hätte ich mich bestimmt nicht auf dieses Abenteuer eingelassen", stellt Daniel Jedamzik heraus. Er wagte letztendlich den Schritt, Shohin einzustellen, auch wenn es bedeutete, sich auf unbekanntes Terrain zu begeben.

"Das Risiko war für uns als Unternehmen aber letztendlich nicht so groß, wie zunächst befürchtet", stellt Dirk Jedamzik heraus. Handelt es sich doch um einen ganz gewöhnlichen Ausbildungsvertrag, der auch eine Probezeit beinhalte. Trotzdem, ergänzt Daniel Jedamzik, bestand natürlich eine gewaltige moralische Verantwortung: "Shohin ist schließlich 5.000 Kilometer entfernt von seiner Heimat extra für eine Ausbildung zu uns gekommen."

Nach einem langwierigen, knapp zehn Monate andauernden bürokratischen Prozess kam Shohin im Oktober 2020 in Deutschland an. Während er die erste Woche noch bei seinem Bruder verbrachte, wurde er anschließend gleich ins sprichwörtlich kalte Wasser gestoßen. "In der ersten Arbeitswoche sind wir mit ihm für vier Tage auf Montage auf eine Baustelle in Hamburg gefahren", so Daniel Jedamzik. Eigentlich perfekt, denn gerade auf Montage, wo man auch die Freizeit gemeinsam verbringt, lerne man sich sehr schnell und sehr gut kennen. Sofort haben die übrigen Mitarbeiter den neuen Auszubildenden ins Team aufgenommen. "Da hat es überhaupt keine Probleme gegeben." Die Begeisterung bestand auf beiden Seiten und so hat Shohin nur ein halbes Jahr nach seinem eigenen Start seinen tadschikischen Freund aus dem Germanistik-Studium, Bahrillo Subhonqulov, in die Dachdeckerausbildung nach Olsberg vermittelt. Der Vorteil hier war, dass die bürokratischen Fallstricke nun bekannt waren und der Einstellungsprozess daher, wenn auch nicht unbedingt schneller, so aber doch wenigstens einfacher verlief. "Gerne hätten wir auch noch einen dritten Auszubildenden aus Tadschikistan eingestellt", so Daniel Jedamzik. Doch da habe man die Rechnung ohne die ausufernde und manchmal auch sich ändernde Bürokratie gemacht. Denn in der Zwischenzeit habe man den Prozess so verkompliziert, dass eine Einstellung zum jetzigen Zeitpunkt keinen Sinn mache.

 

Eine neue Heimat in Olsberg gefunden

So stehen nun zwei aus Tadschikistan stammende Auszubildende kurz vor ihrer Abschlussprüfung. Den Gesellenvertrag haben sie bereits jetzt in der Tasche. "Ansonsten müssten sie direkt nach der Ausbildung das Land verlassen", so Daniel Jedamzik. Ein echtes Unding! Man bilde schließlich nicht aus, um sich anschließend von den Mitarbeitern zu trennen. Da müsse unbedingt nachgebessert werden. Und die beiden Auszubildenden? Shohin Bobojonov und Bahrillo Subhonqulov sind längst beruflich und privat in Olsberg angekommen und haben hier eine neue Heimat gefunden.